Aus der Serie: Was schert mich mein Geschwätz von gestern….
Mein Mailfreund Martin hat mir den Adenauer-Spruch schon ein paar Mal freundlich unter die Nase gehalten, und immer völlig zu Recht. Habe ich nicht noch vor ein paar Wochen die Fujifilm X100 als die ultimative Kamera gepriesen, das Immer-Dabei-Wunder, das quasi als Erlösung empfundene Werkzeug für den in-seiner-Freizeit-Trümmermüden Fotografen? Habe ich. Und ich find das Teil immer noch sensationell interessant und „voraussichtlich“ gut.
Trotzdem habe ich mir gerade eine Panasonic LX-5 gekauft. Und ich bin begeistert von dem kleinen Kerlchen.
Ich komme noch mal zurück auf den Ausgangspunkt. Warum will ich eigentlich eine kleine, feine Kamera, die gute Bilder macht? Der Schrank steht doch voll von hochgezüchteten Spiegelreflexkameras, die alles bieten, was man sich wünschen könnte, in bester Qualität, mit hoher Auflösung und allem, was das Fotografenherz sich so wünscht.
Der Punkt ist: Spiegelreflexe professionellen Zuschnitts sind groß. Sie sind unhandlich. Sie passen nicht in die Jackentasche. Noch nichtmal in eine Aktentasche. Sie sind schwer. Sie belasten.
Auch in meiner nicht-kommerziell-gebuchten Zeit möchte ich fotografieren. Meine Gefühle, meine Wahrnehmung, meine Befindlichkeiten ausdrücken. Einer Stimmung nachspüren, eine Atmosphäre verdichten. Mit Bildern. Mit einer Kamera, die man immer dabei haben kann, ohne sich zu belasten. Ohne schwer zu tragen. Ohne aufzufallen wie ein bunter Hund, dem ein Megaphonträger vorauseilt, der da verkündet: HIER KOMMT DER FOTOGRAF! (Ja, und ich habe auch keine Lust mehr, gefragt zu werden: „Kommen wir jetzt ins Fernsehen?“).
Zu analogen Zeiten war das alles kein Thema: zwischen Minox, Rollei und den sonstigen üblichen Verdächtigen fand sich immer eine schöne passende Sucherkamera, mit denen man sehr privat und sehr hochwertig fotografieren konnte. Leider ist diese Kultur im digitalen Leben bisher nicht so richtig angekommen. Die Industrie schielte zu sehr auf die Knipser und hat die Fotografen schnöde links liegen gelassen.
Bis jetzt. Jetzt soll die Fujifilm X100 kommen. Aber erst im März. Bis letzte Woche fand ich diese Option noch OK. Heute nicht mehr. Ich will _jetzt_ mein fotografisches Tagebuch pflegen und Spaß haben und Gefühle ausleben.
Also habe ich mich einfach von Vorbildern leiten lassen und bin einen Kompromiss eingegangen. Die Lumix DMC-LX5 mit elektronischem Aufstecksucher ist es geworden. Der Händler meines Vertrauens hatte sie vorrätig, die Lady am Verkaufstresen erwies sich trotz nicht wegzudiskutierender Jugend als erstaunlich kompetent, und so wechselten eben mal locker 650 Euro den Besitzer.
Für ein kleines Teil. Für ein leichtes Teil. Das in meine Jackentasche passt. Und in die Aktentasche sowieso. Es kann auch Filme machen – was für ein Spaß! Und in guter Qualität. Und mit Optionen, die offensichtlich auch an die Kreativen unter den Nutzern gerichtet sind. Vor ein paar Jahren hätte so etwas noch richtig Kohle gekostet.
Und: dank etwas größerem Sensor, lichtstarkem Leica-Objektiv (2.0 -3.3), effizientem Anti-Wackel, brauchbarem elektronischem Sucher usw.: die Kamera schlägt sich wacker. Ich würde sagen, bis 400 ASA bis A3, bis 800 ASA locker bis A4. Braucht man wirklich mehr, um seine Ideen auszudrücken?
Die Fujifilm habe ich nicht vergessen. Aber meine Ungeduld hat sich doch gelegt. Ich habe ja jetzt eine Kleine, eine Feine. Immer. Dabei.
Keine Ausreden mehr für private Projekte!
Ich freue mich drauf.