Berichte aus dem Studiu, der Bildbearbeitung und der Hellkammer

Leben im Atelier: Drucktag

Nach den sonnigen Tagen dieses wunderschönen Vorfrühlings hat sich jetzt wieder Regen und bedeckter Himmel durchgesetzt – wie geschaffen für ein gemütliches Wochenende „im Atelier“.

Fotografie hat für mich zwei Seiten: das Arbeiten „draußen“, on location. Das ist Erleben, Abenteuer, Umsetzung von Bildideen vor Ort. Im Kundenauftrag oder aus Eigeninitiative. Am liebsten bin ich da, wo es wirklich aufregend zugeht, an spannenden Orten, visuell und vom Erlebnis her hinreißend und herausfordernd.

Und es gibt das Arbeiten „drinnen“. In der digitalen Welt gehört natürlich das Fertigmachen und Ausgestalten der Bilder dazu, das Exportieren der RAWs und der Versand der Bilder an den Kunden. Das ist die Pflicht. Die Kür ist dann das Arbeiten und Leben mit den Bildern, und da gehört der Print in meinen Augen einfach dazu.

Zu s/w-Zeiten gehörte die Ausbelichtung zwingend zum Prozess der Bildschaffung. Ein Negativ war noch kein Bild. Ein Kontaktabzug erst ein erster Schritt für das Editing der Bilder. Und dann die Vergrößerung im Labor, erst danach war der Prozess abgeschlossen.

Viele Fotografen schenken sich diese vollständige Kette und lassen die Papierwerdung eines Fotos einfach weg. In den ersten Jahren der digitalen Fotografie habe ich das auch so gemacht, aber irgendwann kam die Sehnsucht wieder, mit Drucken an der Wand und in der Hand leben zu wollen. Seitdem habe ich wieder ein Fotolabor, das allerdings viel kleiner geworden ist und bei dem nun „Epson“ drauf steht.

Heute ist also großer „Drucktag“. Mein 2014er „Rechenschaftsbuch“ muss dringend angefangen werden, damit ich nicht zu sehr ins Hintertreffen gerate. Ich will auch eine neue Portfolio-Mappe mit aktuellen Bildern machen. Ein Rheinschiff-Kalender muss verschickt (und verpackt) und der Entwurf einer Hängung beurteilt werden, CDs brauchen Cover… Es macht Spaß, mit Papier zu arbeiten! 🙂

Fotografien muss man drucken! Erst dann ist der Prozess wirklich abgeschlossen.

Fotografien müssen auf Papier! Erst dann ist der Prozess wirklich abgeschlossen, finde ich.

Natürlich drucke ich nicht jedes Foto. Aber zumindest von jeder Produktion ein Bild. Das ist die kommerzielle Seite. Und von den Bildern, die aus eigenem Antrieb entstanden, drucke ich ausgewählte Motive ebenfalls aus. Die Prints sammle ich auf verschiedenen Stapeln, ordne sie Themen und Schwerpunkten zu und hoffe, dass im Laufe der Zeit daraus jeweils ein „Buch“ wird, eine abgeschlossene Serie, die aussagestark ist. Bilder ohne besonderes Thema landen auf einem eigenen Stapel – mein visuelles Tagebuch. Einfach eine Chronik in Bildern.

Apropos Bücher: Seit 2011 printe ich von jedem kommerziell motivierten Job mindestens ein Foto. Nachdem ich den Stapel des vergangenen Jahres vor einiger Zeit endlich zum Buchbinder gebracht habe, ist der Produktionsbericht 2013 nun endlich fertig und liegt als schönes gebundenes Buch vor:

Das ist immer ein klasse Gefühl. Beim Durchblättern erinnert man sich an die Highlights des vergangenen Jahres (und natürlich auch an die weniger ersprießlichen Tage), man sieht eine Bilanz des beruflichen Lebens zwischen zwei Buchdeckeln. Hat sich die Mühe gelohnt? Ich sehe es so. 2013 war ein gutes Jahr.

Bisher habe ich diese Bilder immer auf Epson „Matte Paper – Heavyweight“ gedruckt; nicht, weil ich dieses Papier so besonders herausragend finde, aber es ist das einzige meines Wissens fototaugliche Papier, das ein Buchbinder klassisch binden kann und das dennoch eine gute Druckqualität bietet. Ab 2014 will ich es aber dennoch anders machen und setze nun auf 300g-starke Papiere, die mit Glossy-Tinten bedruckt werden können (und eine Baryt-änhnliche Qualität aufweisen). Die Druckqualität ist viel besser, die Schwärzen tiefer, die Zwischentöne ausdifferenzierter und das Papier von einer wunderbaren Haptik. Allerdings lässt sich dieses Papier nicht mehr binden.

Stattdessen entwickelt mein Buchbinder gerade eine Leinen-Kassette, in die die Blätter dann lose gelegt werden können: Ebenfalls eine schöne Form der Präsentation! Damit gehe ich bei den Drucken nun keine Kompromisse mehr ein, die Ergebnisse sind erstklassig und erinnern in ihrer haptischen und optischen Qualität sehr an die Ergebnisse der Laborarbeit früher. Sie bereichern das Leben eines Fotografen sehr.

„The truth is in the print“, sagte mir mein leider viel zu früh verstorbener Fotografenfreund Martin Offermanns einmal. Und hatte Recht damit. Aber im Druck zeigt sich nicht nur die Wahrheit eines Bildes. Der fertige Druck weckt auch eine Freude, die es sonst nicht gäbe.

 

Fröhliche Weihnachtskartendruckerei für Fotografen

Eine individuelle Weihnachtskarte ist etwas sehr Schönes. Ein Unikat. Unmissverständlich auf einen selbst bezogen. Dieses Erlebnis zu schaffen ist für uns Fotografen ja eigentlich eine sehr schöne und dankbare Aufgabe, die leicht zu lösen ist. Denn wir haben ja all die wunderbaren, kundenspezifischen Motive, die wir im vergangenen Jahr für unsere Auftraggeber produziert haben. Da liegt der Gedanke nahe, diese Bilder zu nutzen und ein Unikat als Weihnachtskarte zu verschicken. Der heutige Tag war dieser schönen Aufgabe gewidmet, die auch manches Wiedersehen mit den eigenen Fotos beschert hat. Ich freue mich, sagen zu können, dass es ein starkes Jahr war !

Fotografen-Weihnachtskarten 2013

Fotografen-Weihnachtskarten 2013

Teambilder und Making ofs

Neue Teambilder aus diversen Produktionen – viel Spaß beim Anschauen! 🙂
Für die ganze Serie bitte hier klicken!

Hamburger Hafen und Logistik AG

Hamburger Hafen und Logistik AG

Warsteiner

Warsteiner

Tools für die Produktionspraxis: LED Lenser X21

Dass ich mal für eine Taschenlampe deutlich über 200 Euro ausgeben würde, hätte ich mir vor wenigen Wochen auch nicht träumen lassen. Aber seitdem ich den LED Lenser X21 von dem Hersteller Zweibrüder Optoelectronics bei unserem Filmpartner Gert Wagner in Aktion gesehen habe, lässt mich das Teil nicht mehr los. Letzte Woche war es nun soweit, und ich habe es bei einem Kölner Outdoor-Geschäft in Augenschein genommen und spontan erworben.

7 Hochleistungs-LED sorgen für eine unglaubliche Leuchtleistung

Mich interessierte die Lampe vor allem wegen ihrer Eignung für Fotoproduktionen. Dabei spielt die enorme Leuchtstärke von etwa 950 Lumen eine wichtige Rolle, mehr noch aber die eingebaute Optik, die den Lichtstrahl stufenlos fokussieren und extrem eng bündeln kann. Dabei bleibt der Lichtkegel fast in allen Stufen erstaunlich gleichmäßig. Man kann zwischen voller Leistung und einer niedrigeren Lichtstufe wählen (leider gibt es nur diese zwei Einstellungen), und hat damit weiteres Variationspotential.

Als Fotograf gebe ich mir mit dem Setzen des Lichts sehr viel Mühe und investiere viel Aufwand in die Lichtstimmung einer Szene. Dabei leisten mir unsere Akku-betriebenen Blitze von Lumedyne, Elinchrom oder auch die Systemblitze von Canon gute Dienste. In manchen Szenen ist das Arbeiten mit Blitz jedoch mühsam: gerade in Low-Light-Situationen, bei der Inszenierung von Nachszenen und bei ähnlichen Motiven ist eine gefühlvoll einstellbare Dauerlichtquelle um Längen flexibler einzusetzen und viel schneller justiert.

Doch dank der enormen Leuchtkraft der Lampe sind die Einsatzmöglichkeiten nicht auf solche dunklen Szenen beschränkt. Auch bei Tageslicht in Innenräumen kann die Lampe eingesetzt werden, z.B. um ein subtiles Streif- oder Haarlicht zu setzen oder einen verirrten Lichtstrahl zu imitieren, der eine Szene viel interessanter machen kann.

Das LED-Licht ist sehr kalt, es scheint noch kühler zu sein als helles Mittagslicht. Daher sind Warmlichtfolien eine gute Ergänzung für die Lampe. Um für alle Fälle gewappnet zu sein und auch mal den Schein einer roten Warnleuchte oder eines blauen Lichtstrahls imitieren zu können habe ich mir gleich ein ganzes Arsenal von Filtern zurechtgeschnitten. Versehen mit zwei kleinen Klett-Dreiecken lassen sich die Filterfolien blitzschnell anbringen und wieder entfernen.

Simpel und schnell: zwei kleine Klett-Dreiecke halten die Filterfolie

Und einen nützlichen Fund in der Grabbelkiste hatte ich auch noch: die Klapptore aus meinem Flash-to-Softbox-System passen genau auf die Lampe und ermöglichen zusätzliche Lichtbeeinflussung.

Den LED Lenser haben wir bereits auf zwei Shootings erfolgreich eingesetzt und zeigt viel Potential. Freigegebene Fotos gibt es leider noch nicht, die werde ich bei nächster Gelegenheit nachreichen.

Prädikat: sehr cooler Stoff für Fotografen!

Foto: Panasonic

Aus der Serie: Was schert mich mein Geschwätz von gestern….

Mein Mailfreund Martin hat mir den Adenauer-Spruch schon ein paar Mal freundlich unter die Nase gehalten, und immer völlig zu Recht. Habe ich nicht noch vor ein paar Wochen die Fujifilm X100 als die ultimative Kamera gepriesen, das Immer-Dabei-Wunder, das quasi als Erlösung empfundene Werkzeug für den in-seiner-Freizeit-Trümmermüden Fotografen? Habe ich. Und ich find das Teil immer noch sensationell interessant und „voraussichtlich“ gut.

Foto: Panasonic

Foto: Panasonic

Trotzdem habe ich mir gerade eine Panasonic LX-5 gekauft. Und ich bin begeistert von dem kleinen Kerlchen.
Ich komme noch mal zurück auf den Ausgangspunkt. Warum will ich eigentlich eine kleine, feine Kamera, die gute Bilder macht? Der Schrank steht doch voll von hochgezüchteten Spiegelreflexkameras, die alles bieten, was man sich wünschen könnte, in bester Qualität, mit hoher Auflösung und allem, was das Fotografenherz sich so wünscht.
Der Punkt ist: Spiegelreflexe professionellen Zuschnitts sind groß. Sie sind unhandlich. Sie passen nicht in die Jackentasche. Noch nichtmal in eine Aktentasche. Sie sind schwer. Sie belasten.
Auch in meiner nicht-kommerziell-gebuchten Zeit möchte ich fotografieren. Meine Gefühle, meine Wahrnehmung, meine Befindlichkeiten ausdrücken. Einer Stimmung nachspüren, eine Atmosphäre verdichten. Mit Bildern. Mit einer Kamera, die man immer dabei haben kann, ohne sich zu belasten. Ohne schwer zu tragen. Ohne aufzufallen wie ein bunter Hund, dem ein Megaphonträger vorauseilt, der da verkündet: HIER KOMMT DER FOTOGRAF! (Ja, und ich habe auch keine Lust mehr, gefragt zu werden: „Kommen wir jetzt ins Fernsehen?“).
Zu analogen Zeiten war das alles kein Thema: zwischen Minox, Rollei und den sonstigen üblichen Verdächtigen fand sich immer eine schöne passende Sucherkamera, mit denen man sehr privat und sehr hochwertig fotografieren konnte. Leider ist diese Kultur im digitalen Leben bisher nicht so richtig angekommen. Die Industrie schielte zu sehr auf die Knipser und hat die Fotografen schnöde links liegen gelassen.
Bis jetzt. Jetzt soll die Fujifilm X100 kommen. Aber erst im März. Bis letzte Woche fand ich diese Option noch OK. Heute nicht mehr. Ich will _jetzt_ mein fotografisches Tagebuch pflegen und Spaß haben und Gefühle ausleben.
Also habe ich mich einfach von Vorbildern leiten lassen und bin einen Kompromiss eingegangen. Die Lumix DMC-LX5 mit elektronischem Aufstecksucher ist es geworden. Der Händler meines Vertrauens hatte sie vorrätig, die Lady am Verkaufstresen erwies sich trotz nicht wegzudiskutierender Jugend als erstaunlich kompetent, und so wechselten eben mal locker 650 Euro den Besitzer.
Für ein kleines Teil. Für ein leichtes Teil. Das in meine Jackentasche passt. Und in die Aktentasche sowieso. Es kann auch Filme machen – was für ein Spaß! Und in guter Qualität. Und mit Optionen, die offensichtlich auch an die Kreativen unter den Nutzern gerichtet sind. Vor ein paar Jahren hätte so etwas noch richtig Kohle gekostet.

Foto: Christian Ahrens

Foto: Christian Ahrens

Und: dank etwas größerem Sensor, lichtstarkem Leica-Objektiv (2.0 -3.3), effizientem Anti-Wackel, brauchbarem elektronischem Sucher usw.: die Kamera schlägt sich wacker. Ich würde sagen, bis 400 ASA bis A3, bis 800 ASA locker bis A4. Braucht man wirklich mehr, um seine Ideen auszudrücken?
Die Fujifilm habe ich nicht vergessen. Aber meine Ungeduld hat sich doch gelegt. Ich habe ja jetzt eine Kleine, eine Feine. Immer. Dabei.

Keine Ausreden mehr für private Projekte!
Ich freue mich drauf.

Fujifilm FinePix X100. Eine klassische Kamera. Foto: Fujifilm

Fujifilm FinePix X100 – Back to Basics

Gedanken und Überlegungen zu einer Kamera, die es noch nicht gibt, die aber seit Jahren überfällig ist.

Die Photokina-Sensation
Zur Photokina 2010 wollte ich auf jeden Fall – und mit ausreichend Zeit. 2008 war ich nur zwei kurze halbe Nachmittage da, und diese Art von Desaster wollte ich nicht noch einmal erleben. Glücklicherweise gestaltete sich die Arbeitswoche tatsächlich so, dass zwei volle Tage Photokina dabei für mich heraussprangen. Danke an meine Kunden und Danke an den Fotografengott! Und als dann im Vorfeld der Photokina Fujifilm auch noch das Erscheinen der Fujifilm X100 bekannt gab und erste Specs die Runde machten, war mein Glück vollkommen und mein erstes Ziel auf der Photokina definiert: Der Fujifilm-Stand. Und die Kamera X100.

Fujifilm FinePix X100. Eine klassische Kamera. Foto: Fujifilm

Fujifilm FinePix X100. Eine klassische Kamera. Foto: Fujifilm

Digital heißt: warten auf Qualität
In der Spiegelreflexwelt ist die digitale Technik inzwischen längst Standard, für Amateur- wie auch für Berufsfotografen, und hat das Qualitätsniveau des Films nach einer langen Anlauf- und Entwicklungszeit überholt und weit überflügelt. In der Welt der kompakten, handlichen und jackentaschentauglichen Kameras ist das bis heute eigentlich nicht oder kaum der Fall. Die Klasse der „Kompakten“ digitalen Kameras ist für einen bewusst gestaltenden Fotografen bis heute nur sehr bedingt einsetzbar, jedenfalls dann, wenn er Wert auf einen anständigen Sucher legt, auf die Gestaltungsmöglichkeiten via Schärfe/Unschärfe und auf eine gute Bildqualität, womöglich auch bei höheren Empfindlichkeitseinstellungen.

Was zu Filmzeiten eine analoge Minox, eine Rollei, eine kleine Contax oder eine Zeiss Ikon ganz selbstverständlich beherrschte, ist in unserer digitalen Welt bis heute Mangelware bzw. praktisch nicht existent. Ausnahmen gibt es, auch wenn man hier eigentlich nur die Leica M8 oder M9 nennen kann. Siehe hierzu auch die Einleitung zu meiner Leica M9 Story: Ich denke, dass man mit diesen beiden Kameras als bewusst gestaltender Fotograf wunderbar arbeiten und die analogen Möglichkeiten ebenfalls toppen kann. Doch stehen dem ungemein hohe Invests entgegen, im Falle der M9 allein 5500 Euro für den Body. Ist das gerechtfertigt? Das kann ich hier sicherlich nicht allgemeingültig entscheiden, aber für mich ist das derzeit definitiv zu viel und kommt daher einfach nicht in Frage. Die M8 wäre eine Option; rund 1900 Euro muss man für eine Gebrauchte anlegen. Das geht. Wenn auch hier einige Kompromisse einzugehen sind.

Hilfe von unerwarteter Seite
So, und nun kommt also Fujifilm daher und präsentiert einfach eine ganz „klassische“ Kamera. Sie hat einen (eingebauten) Sucher, sogar alternativ als optischen und als Bildschirm-Sucher ausgelegt. Sie hat eine Festbrennweite mit Lichtstärke 2.0 und eine Brennweite von äquivalent 35 mm. Sehr fein für reportagig angehauchte Fotografen und/oder solche, die nur wenig Gepäck wünschen, wenn sie losziehen – und auch kein Problem damit haben, sich dabei zu beschränken. Und sie hat einen „großen“ Sensor, APS-C heißt das heute und bedeutet, dass er so groß ist wie anno 2004 der in meiner Canon 20D. Groß genug für richtiges Fotografieren also, und exzellente Bildergebnisse dazu.

Fujifilm FinePix X100. Mehr braucht man nicht. Foto: Fujifilm

Fujifilm FinePix X100. Mehr braucht man nicht. Foto: Fujifilm

Papierform
Das alles ist noch Papierform. Diese Kamera gab es auch auf der Photokina 2010 nicht, noch nichtmal als funktionierendes Labormuster. Aber das Konzept dieser Kamera scheint ausgereift; es ist ein Gerät, das die klassischen Tugenden beherrscht (großer Sensor, hohe Empfindlichkeit, hohe Lichtstärke, eine attraktive Reportage-Brennweite, einfache und klassische Bedienbarkeit) und keine Abstriche nötig hat: bei der Bildqualität. Beim Handling. Beim Fotografieren.

Auf der Photokina durfte man unter Aufsicht durch den Sucher blicken, und man konnte eine Ahnung davon erhalten, was da in Zukunft geboten wird: Einen Sucher, der zeigt, was man fotografiert. Erstaunlich und wirklich faszinierend, das etwas so Selbstverständliches und etwas so Notwendiges nun auch in einer handlichen UND digitalen Kamera angekommen ist!

Versagen der Kameraindustrie
An dieser Stelle eine Adresse an all die Platzhirsche und Umsatzkönige unserer Zeit: warum habt IHR so etwas nicht schon ein bisschen eher fertig gebracht? Habt Ihr vergessen, das Fotografen hin und wieder richtige Fotografien machen möchten? Habt Ihr die klassischen Mittel fotografischer Wirksamkeit wirklich so vollkommen verdrängt, dass sie in Euren Produktportfolios keine Rolle mehr spielen? Eine gewisse Fassungslosigkeit darüber, u.a. an die Adresse von Canon und Nikon, aber auch Sony, Olympus und Panasonic, sei mir hier mal kurz aber dafür mit umso mehr Nachdruck gestattet.

Es gibt ja mittlerweile einige Kamera-Kompakt-Modelle mit großen Sensoren. Aber warum werden die mit 24-600mm-Objektiven (KB-äquivalent) verkauft? Wozu soll das gut sein? Da hat man eine Zigarettenschachtel in der Hand – und vorne dran ist ein Fernrohr. So stehen sie in den Verkaufsvitrinen. Pancake? Ja, gibt es. Nein, nicht bei diesem Händler. Und ein Sucher, der diesen Namen verdient, ist auch nicht mit an Bord.

Anders sieht das aus bei der Fujifilm. Dieses Teil ist reduziert. Es ist sogar sehr stark eingeschränkt, was Brennweitenexzesse angeht. Aber diese Kamera ist scheinbar präzise und höchst fokussiert genau dafür gemacht, für das sie auch antritt. Für die ultimative Flaneurkamera, für die kleine Reportage, für den sich selbst zurück nehmenden, konzentriert agierenden Fotografen. Für den Cartier-Bresson in uns. Kompromisslos, wie es scheint. Auf den Punkt gebracht, wie es scheint. Ein Produkt für Fotografen, wie es scheint. Für Leute, die Bilder machen wollen und wissen, wie das geht. Und die auch wissen, welche Bilder sie damit nicht machen können.

Preis-wert
Auf der Photokina durfte man auch nach dem voraussichtlichen Preis fragen. Und man bekam sogar eine Antwort: um die 1000 Euro. Holla Holla. Wenn man für einen Moment vergisst, dass das mal 2000 DM waren, erscheint einem das geradezu preiswert. Nicht soviel teurer wie die „besseren“ Kompakten und bedeutend preiswerter als die halbherzig konzipierte Leica X1. Von einer M9 (die zugegebenermaßen eine andere Klasse ist) ganz zu schweigen.

Fazit
Wenn Fujifilm in wesentlichen Design- und Technikfragen nicht patzt, dann geht für mich um die Fujifilm X100 kein Weg herum: diese Kamera werde ich mir ziemlich sicher kaufen. Wenn die Bildqualität bis 1250 ASA stimmt und wenn das Objektiv gut ist. Und da bin ich jetzt einfach mal optimistisch. Das sollte Fuji doch hinkriegen.

Auf dem Stand von Fujifilm auf der Photokina habe ich mich bei einem der dort anwesenden Manager bedankt. Für eine in Erfüllung zu gehen sich anschickende Hoffnung. Nach östlicher Sitte reagierte er auf meine Wort mit über der Brust verschränkten Händen und einer Verneigung. Ich nehme das für mehr als nur ein Zeichen. Für mich ist das ein Vertrag.

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Hier kann man den Nachfolger dieser Kamera zeitgemäß bestellen: Fujifilm X100F

Leica M9 – Warum Kleinbild doch irgendwie Leica ist (part 3 of 3)

Hard facts
In einem „Test“ wären wir längst darauf zu sprechen gekommen: Bildqualität, Geschwindigkeit, Größe des Monitors. Und so weiter und so fort. Da dieser Beitrag jedoch kein Test, sondern ein Erfahrungsbericht ist, werde ich mich hier sehr kurz halten.
Die Bildqualität der Leica ist sehr gut. Der 18 Megapixel-Sensor ist mindestens bis 1250 ASA ausgezeichnet, und höhere Werte werden in vielen Fällen ebenfalls noch gut gehen. Dass die Datenverarbeitung recht gemächlich ist, stört bei dieser Kamera kaum – man fotografiert ja ganz anders mit ihr. Anders, das heißt: langsamer. Ja, ja. Die Leica-Mythen haben einen wahren Kern. Was mich bei einer 1Ds II oder neuer sehr stören würde, ist mir hier vollkommen egal. Die langsame Schreibgeschwindigkeit stört den Flaneur nicht. Der hat Zeit. Der ist nicht unterwegs, um zu suchen, sondern um zu finden.
Viele haben den kleinen Monitor der M9 moniert. Ich finde ihn in Ordnung. Was mir besonders gut gefallen hat: Wenn man in das Bild hineinzoomt, kann man die Schärfe wirklich sehr gut beurteilen, offenbar bekommt man dabei die wirklich fotografierten Pixel zu sehen. Aber ich erwähnte ja bereits: die Schärfe sitzt bei sorgfältigem Fokussieren ohnehin. Meistens jedenfalls.
Und hier ist es wieder an der Zeit für ein „Apropos“: Denn jetzt möchte ich ein wenig von der Bildqualität reden, die weniger dem Sensor als vielmehr den Objektiven zu verdanken ist.
Und das hat schon ganz besondere Qualitäten. Obwohl ich nur zwei „Billiglinsen“ von Leica bekommen haben, hat mich das beeindruckt. Die Abbildung, die die Objektive auf den Sensor zeichnen, ist einfach schön. Simply sharp. Über die ganze Breite, fast ohne Einschränkung. Das ist weit von dem entfernt, was ein Canon-Weitwinkelzoom bei Offenblende in den Ecken zustande bringt. Und das kommt natürlich dank des fehlenden AA-Filters vor dem Sensor im Leica-Datensatz auch besonders gut zur Geltung.

Während ich bei den beliebten Schärfe-Diskussionen in üblicher DSLR-Forums-Manier nur die Achseln zucke und denke „wen juckt das schon, wer merkt das im Druck?“, gefällt mir diese von den Technik-Enthusiasten vielfach geforderte Schärfe hier. Es merkt im Druck wahrscheinlich immer noch keiner. Aber es ist eine Qualität, die nicht wegdiskutiert werden kann und die man nur mit viel Aufwand erreichen kann. Dafür einfach mal Freude und Respekt!

Werte, Wertigkeiten und Werthaltigkeiten
Nur ein kurzer Diskurs: Ist die Kamera ihr Geld wert? Noch vor wenigen Wochen hätte ich klar gesagt: Nein. Sie ist einfach zu teuer.
5.500 Euro fordert Leica nur für den Body. In Objektiven kann man dann auch nochmal beträchtliches Kapital anlegen, selbst wenn man sich nur auf zwei oder drei Brennweiten beschränkt. Und doch, obwohl die M9 eine digitale Kamera mit den dieser Technik eigenen schnellen Verfallszeiten ist, kann ich die Haltung vieler Leica-Eigner nun besser verstehen: die Kamera für’s Leben. Einmal, aber dafür richtig kaufen. Wären wir immer noch im analogen Zeitalter, würde ich dem vorbehaltlos zustimmen.
Heute belichten wir aber auf Sensoren und die haben eine ungeheure Entwicklungsdynamik. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass ein anspruchsvoller Fotograf und M9-Besitzer von heute in fünf Jahren die dann verfügbare Technik auch gerne haben möchte. Kann, darf, soll man alle fünf Jahre 5000 Euro versenken – für eine Maschine, die eigentlich dafür konzipiert wurde, einmal gekauft und dann bis zum Ende seiner Tage genutzt zu werden?

Eine gültige Antwort darauf gibt es nicht. Offenbar ist Leica mit der M9 sehr erfolgreich. Alle weiteren Details regelt der Markt.

Erfüllung
Ist oder wäre die Leica M9 die Kamera für mich und meine Zwecke? Meine Antwort darauf ist ein 80prozentiges Ja. Bildqualität, zeitgemäße Umsetzung digitaler Tugenden und die charmant-lebendige Verbindung zu den Wurzeln der (Kleinbild-)-Fotografie nehmen mich sehr für diese Kamera ein. Noch großartiger fände ich es, wenn es eine sinnvolle Möglichkeit gäbe, ein shiftbares Objektiv an dieser Kamera zu betreiben, aber das ist vor allem meinen persönlichen Vorlieben in meiner privaten Fotografie geschuldet. Was mir auch gefallen würde: wenn diese Kamera etwas leichter wäre. Das ist ein echter Brocken in der Tasche, der ganz schön Richtung Erdmittelpunkt zieht. Ich hätte jedenfalls nichts gegen leichtere Materialien. Und ich hätte auch nichts gegen zeitgemäße Erweiterungen, die der M9 gut zu Gesicht stehen würden: Filme in hoher Qualität zu drehen zum Beispiel. Oder ein Display, das man hilfsweise auch nutzen kann, um das Bild zu komponieren und das natürlich schwenk- und klappbar sein sollte. Wir sprechen schließlich über DIE Inkarnation der schnellen, diskreten Reportagekamera. Die oben genannten Features passen hier sehr gut rein. „Reportage“ heute ist nicht mehr das gleiche wie in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Anforderungen haben sich verändert, die Möglichkeiten sind gewachsen. Mancher Fotograf in kritischen Situationen freut sich, die Kamera unauffällig auf seiner Stuhllehne platzieren zu können und mittels schwenkbarem Monitor sein Bild machen zu können. Multimedia-Produzenten sind heute auch Reporter. Wer das nicht glauben will, kann gerne mal bei den Redner-Aufzeichnungen des diesjährigen Lumix-Festivals in Hannover vorbeischauen: dort wird es von hochkarätigen Vertretern der Zunft demonstriert.
Wird die Leica M9 „meine“ Kamera? Ich kann diese Frage derzeit nicht sicher beantworten. Sie ist es nicht so sehr, dass ich die Anschaffung nun mit voller Priorität betreiben werde. Doch sie würde mir viel Freude machen, wenn sie einfach da wäre. Ich und die Leica Mx digital: wir sprechen uns noch.

Nachtrag
Nach der Photokina 2010 drehen sich meine Gedanken sehr um die Fujifilm Finepix X100. Dieses Stück Kamera verfügt zwar „nur“ über eine 35mm Äquivalent-Festbrennweite (nicht wechselbar), hat aber ansonsten alles, was eine anständige Kamera braucht: einen großen Sensor mit hoffentlich zeitgemäßer Leistung, ein hochwertiges, kompaktes Gehäuse – und einen richtigen Sucher. Sogar wahlweise als optischer und elektronischer Sucher mit einer hohen Auflösung ausgestattet. Mir persönlich reicht für meine privaten Streifzüge eine 35mm-Jackentaschenkamera. Wenn die Leistung stimmt und wenn das Fotografiergefühl so ist, wie ich es mir erhoffe. Der Markt gerät in Bewegung. Glücklicherweise. Und offenbar sind jetzt auch ein paar Leute dabei, die nicht nur prognostizierte Absatzzahlen im Consumer-Bereich vor Augen haben, sondern auch an Menschen denken, die einfach fotografieren wollen. Natürlich ist die Fujifilm keine Konkurrenz zur M9, da sie ein anderes Segment bedient und anscheinend keine Wechselobjektive vorsieht. Aber es ist möglicherweise die Kamera, die ich mir als nächstes kaufen werde und die die Leica X1 eigentlich hätte werden müssen.

Abstraktes Linienspiel. Foto: Christian Ahrens, Köln

Leica M9 – Anfreunden mit dem Messsucher (part 2 of 3)

Dies ist der zweite Teil meines Erfahrungsberichtes über die Leica M9, die ich für einige Wochen ausprobieren durfte. Der erste Teil ist hier erschienen.

Apropos, und das ist kein Widerspruch: Seit Jahren fotografiere ich mit den einstelligen Canons und ich kann sagen, dass ich mit dieser Kameragattung, mit ihrer Geschwindigkeit und Präzision vollkommen verwoben bin. Beim Fotografieren habe ich oft das Gefühl, dass die Kamera ein Teil von mir geworden ist und meinen Ideen und Absichten schnell und sicher folgen kann. Dabei verlasse ich mich in einem hohen Maß auch auf den außerordentlich leistungsfähigen Autofokus und auf eine Technik, die manuelles Fokussieren eigentlich gar nicht mehr wirklich unterstützt.
Und nun habe ich hier eine M9 in der Hand. Eine Kamera, die in Sachen Autofokus gänzlich unbeleckt ist und die als Fokussierhilfe lediglich zwei Geisterbilder in der Mitte des Suchers anbietet, die zur Deckung gebracht werden müssen. Und das mit lichtstarken Objektiven und meiner ausgeprägten Neigung, die scharfen Bildelemente links oder rechts zu platzieren, aber bestimmt nicht in der Mitte. Kann man mit so einer Kamera überhaupt fotografieren? Gibt es da auch nur ein scharfes Foto bei Offenblende?

Portrait eines Schreiners. Foto: Christian Ahrens, Köln

Portrait eines Schreiners. Foto: Christian Ahrens, Köln

Man kann. Und, ja: die Bilder sind scharf. Zu meiner maßlosen Überraschung funktioniert das richtig gut. Auch bei Offenblende im Schummerlicht. Auch, wenn man die Kamera verschwenken muss, um nach dem Scharfstellen die Bildkomposition zu finden. Ich war begeistert und fasziniert: das geht, das geht auf den Punkt. Und nicht nur, wenn man die Schärfe benötigt, die man für den Druck braucht. Das geht sogar dann, wenn man sich die Bilder in der 100%-Darstellung am Bildschirm betrachtet.
Ich hatte die Leica leider nur drei Wochen, und ich bin in dieser Zeit sicherlich nicht zum Scharfstellungs-Geschwindigkeits-Profi in Sachen Messsucher geworden. Aber ich hatte in den Stunden, in denen ich mich mit der M9 beschäftigen konnte, nur sehr wenig Ausschuss. Ich bin noch immer verblüfft. Ja, man kann auch in digitalen Zeiten manuell scharfstellen!

Abstraktes Linienspiel. Foto: Christian Ahrens, Köln

Abstraktes Linienspiel. Foto: Christian Ahrens, Köln

À la flaneur
Die M9 ist eine Kamera für Flaneure. Damit meine ich nicht, dass sie nur reichen Schnöseln mit zu viel Freizeit vorbehalten sein sollte. Nein, es ist eine Kamera für die Zeit im Leben, in der man sich treiben lässt, in der man als Auge durch die Welt schwimmt – und nicht produzieren muss und die Ansprüche anderer effizient zu erfüllen hat.
Auch wenn es ein bißchen zu sehr nach Feuilleton klingt: die M9 ist ein Entschleunigertool, eine Kamera für die Momente, in denen man ein wenig von der Magie des Lebens einfangen kann. Oder für zufällige, kostbare Funde. Ideal für Streifzüge durch Städte, bei Tag oder Nacht. Durch verlassene Siedlungen, sonntäglich vereinsamte Industriegebiete oder für Wanderungen auf illegal betretenem Grund.

Harmlos liegt die Kamera mit dem aufgesetzten 35mm-Objektiv in der Jackentasche und wird unspektakulär gezückt, wenn eine Komposition so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass ein Bild sich zu lohnen scheint. Sogar an ein paar Streetfotos habe ich mich versucht, und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich hier über besondere Skills verfüge, sind mir ein paar ganz nette Aufnahmen gelungen. Warum habe ich das eigentlich probiert? Weil mir der Herr Cartier-Bresson im Kopf herumschwirrt? Oder weil die M9 sich besonders dafür eignet und einen Zugang zu längst vergangenen Sujets neu eröffnet? Oder wegen beidem? Ich weiß es nicht, aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Street-Versuche. Foto: Christian Ahrens, Köln

Street-Versuche. Foto: Christian Ahrens, Köln

Würde ich diese Kamera besitzen, könnte ich mir sogar vorstellen, in diese Art von Fotografie wieder einzusteigen. Kann ein schnödes Kameramodell, ein Haufen materialgewordener Technik, die eigene fotografische Entwicklung tatsächlich beeinflussen? Ich halte es fast für möglich.

– Fortsetzung folgt. –

Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Leica M9 – ein subjektiver Erfahrungsbericht (1 of 3)

Ein subjektiver Erfahrungsbericht, eine Annäherung an eine Legende und Erkenntnisse darüber, warum Kleinbild irgendwie doch Leica ist. Part 1 of 3.

Was treibt einen Berufsfotografen mit Schwerpunkt Zukunftsthemen, Industrie- und Businessfotografie dazu, sich mit einer Leica M9 auseinander zu setzen? In meinem Beruf sind digitale Kleinbild-Spiegelreflexkameras Standard, und natürlich nutze ich diese Geräte täglich für alle anfallenden Aufgaben. Und schleppe meist klaglos meine 15-Kilogramm-Fototasche (und die 30 kg Licht) zum Einsatzort. Und meine beiden Canonen machen ihren Job gut und mit der erreichbaren Qualität sind nicht nur ich, sondern auch die Agenturen und Kunden mehr als zufrieden.

Eine Kamera für immer dabei
Doch gehöre ich zu den Fotografen, die ihre Leidenschaft für das Bildermachen nicht Freitag Nachmittag an der Garderobe abgeben und erst am Montag wieder hervorkramen. Neben meinen beruflichen Engagements bin ich auch in meiner Freizeit Fotograf, versuche es jedenfalls so oft wie möglich – und benötige folglich auch für die umsatzfreien Zeiten im Leben eine Kamera.
Das sind derzeit ganz selbstverständlich meine beiden Spiegelreflexkameras – doch wie ich zugeben muss, geschieht dies immer mehr sozusagen gegen meinen Willen. Zunehmend habe ich immer weniger Lust, die großen und sperrigen DSLRs mitzunehmen und privat damit zu fotografieren. Dabei ist es nicht so, dass ich diese Kameras nicht mehr gerne in der Hand halte. Das tue ich durchaus, und eine 1D MK III mit angesetztem 28mm Objektiv fühlt sich nach wie vor richtig gut an und ist ein Handschmeichler. Sie passt jedoch nicht in eine Jackentasche, ich kann sie nicht im Handschuhfach transportieren oder einfach in die Aktentasche stopfen. Und das stört mich. Das möchte ich gerne ändern.

Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Links meine bisherige „Freizeitkamera“: Eine EOS 1 D Mk III mit angesetztem 28mm-Objektiv, was ungefähr einem 35mm KB-Äquivalent entspricht. Rechts die Leica: ganz schön klein, knuffiges Objektiv, aber trotzdem richtig schwer.
Leider erfüllt keine der kompakten Kameras des Weltmarktes meine Wünsche in Sachen Handling und Bildqualität. Denn neben kleinem Packmaß soll diese Immer-dabei-Kamera dennoch qualitativ top sein, ein lichtstarkes Objektiv besitzen und darüber hinaus auch bei hohen ISO-Zahlen gute Ergebnisse bringen. Und Spaß machen! Zu analogen Zeiten wäre das gar kein Problem gewesen, eine Vielzahl von guten Sucherkameras hätte hier Abhilfe geschaffen, eine Rollei 35 fällt mir ein, eine Minox – tja, oder auch eine Leica natürlich!

Eine Kamera, die solche Ansprüche zu erfüllen antritt, war in der digitalen Welt bis vor kurzem einfach nicht zu haben. Die ganzen „Kompakten“ scheiden wegen ihres Miniatur-Sensors und der entsprechend schlechten Leistung bei höheren Empfindlichkeiten aus. Doch jetzt kamen einige interessante Kamerakonzepte auf den Markt, bei denen ich mich schon fast am Ziel wähnte: Olympus, Panasonic usw. boten auf einmal Modelle, die über einen „anständigen“ Chip verfügten.

Doch bei näherem Hinsehen erwies sich jedes dieser Kameras für mein Gefühl als untauglich: kein Sucher, kein nutzbarer Sucher, kein kleines Objektiv, keine lichtstarken Festbrennweiten, keine Pancakes, die ein 35mm Äquivalent schaffen, einen vernünftig schnellen Autofocus haben – oder überhaupt lieferbar sind. Und so weiter.
Solcherlei Mängel in wechselnder Kombination ließen jede der ins Auge gefassten Lösung letztlich als nicht tauglich erscheinen, zumal die Hersteller ja auch kein Taschengeld sondern richtig hohe Eurobeträge für ihre unausgereiften Kreationen sehen wollen. Zu guter Letzt holte ich mir sogar eine Canon G11 aus dem Rent. Und obwohl hier auch nur ein kleiner Chip am Werk ist, war ich von der Bildqualität durchaus angetan. Aber dennoch: mit dieser Kamera fühlt sich das Bilder-machen nicht nach Fotografieren an, sondern nach Knipsen. Und obwohl mir die Kamera äußerlich gut gefiel, habe ich sie dann ohne Bedauern wieder zurückgegeben.

Leica als Lösung?
Und so rückte letztlich die Marke Leica in mein Visier. Und das, obwohl ich ein bekennender Leica-Kritiker bin und bei Fragen nach diesem deutschen Traditionshersteller bisher immer recht bissig zurückgefragt habe, ob es um die Firma gehe, der in seiner langen Geschichte noch jeden Paradigmenwechsel verschlafen habe und sich deswegen mit Sammler-Sondereditionen für Vitrinenfotografen über Wasser halten müsse.
Doch mit der aktuellen Inkarnation der M-Sucherkameras, der M9, hat Leica nun eine Kamera im Portfolio, die die eingangs von mir erhobenen Forderungen praktisch alle zu erfüllen scheint: die Kamera bietet einen Vollformatchip mit hoher Auflösung, sie ist kombinierbar mit hervorragenden und sehr kompakten Optiken mit hoher Lichtstärke, und eine Kamera plus Festbrennweite passt gerade auch noch in eine Jackentasche, jedenfalls dann, wenn es sich um ein 35mm Objektiv handelt.
Und genau das war es ja, was mir ursprünglich vorschwebte: eine perfekte 35mm-Performance, die Bilder erzeugen kann, die im Zweifel nicht nur fürs Fotoalbum, sondern auch für eine Ausstellung taugen.
Für den Test erhielt ich von die gewünschte Kamera, sowie zwei Summarite: ein 35mm/2.5 und einem 90mm/2.5. Die Summarite sind eine relativ neue Objektivreihe und bilden innerhalb der Leica Hierarchie die preiswertere Einsteigerlinie. Nichtsdestotrotz gelten sie als mechanisch und optisch top, bieten jedoch nicht die hohen Lichtstärken ihrer teureren Pendants.

Das Paket von Leica war groß und voluminös und als ich endlich unter all dem Verpackungsmaterial die Kameraschachtel und die beiden Verpackungen mit den Objektiven gefunden hatte, stellte sich spontan erstmal so ein Art Apple-Auspack-Gefühl ein. Die Verpackung war durchdacht, liebevoll und hochwertig gemacht und gab zum guten Schluss ein Stück wertiger Opto-Elektronik preis: eine M9 mit zwei handlichen und schönen Objektiven. Feuchter Traum aller Leicaisten, die endlich digital werden wollen. Aber auch eine Kamera für mich?

Inbetriebnahme
An dieser Stelle wird nun erst einmal ein Geständnis fällig. Meine fotografische Sozialisation ist fast 100%ig die eines Spiegelreflexfotografen. Deshalb sind mir analoge kompakte Kameras wie die oben erwähnten von Namen und Erscheinungsbild zwar vertraut, aber ich habe nie wirklich damit fotografiert. Die einzige Kamera, die ich je in Benutzung hatte und die vom SLR- Konzept abwich, war eine analoge Contax TV-s, die schön kompakt und für die von mir jetzt gewünschten Zwecke eine Traumkamera wäre (bis auf die fehlende Lichtstärke), jedoch bereits mit Autofokus ausgestattet war – und natürlich noch immer mit Filmen gefüttert werden will. Kann man anno 2010 noch Messsucherfotograf werden – wenn man nie zuvor mit dieser Technik in Berührung gekommen ist? Eine spannende Frage, ich war wirklich neugierig auf meine ersten Erfahrungen dazu.

Erste Bilder mit der Leica M9. Foto: Christian Ahrens

Erste Bilder mit der Leica M9. Foto: Christian Ahrens

Doch zunächst noch einige Bemerkungen zur Inbetriebnahme der M9. Die Leica ist dankenswerterweise eine ganz einfache Kamera. Jeder Fotogaf, der mit den Grundlagen fotografischer Technik vertraut ist und schon mal einen digitalen Fotoapparat in Betrieb genommen hat, kommt sofort mit der M9 klar und ist in der Lage, Bilder sinnvoll zu belichten, auch ohne das Handbuch zu konsultieren. Die Beschränkung auf einige wenige Bedienungselemente, die Kombination aus althergebrachten Fotoprinzipien wie Blendenringe am Objektiv (die vermisse ich bei meinen Canons noch heute) und klassisch angeordneten Bedienelementen – all das lässt einen sofort vertraut werden mit dieser Kamera.
Einige wenige Funktionen, wie zum Beispiel die Belichtungskorrektur, habe ich allerdings nicht intuitiv verstanden. Wenn einem das aber nur zweimal in drei Wochen passiert, halte ich das für einen guten Schnitt. Es ist eigenartig: obwohl mir das Kameraprinzip (Messsucher) nicht geläufig ist, führt einen diese Kamera doch wieder zurück zu einem von mir als „klassisch“ empfundenen Kleinbild-Fotografieren. Meine ehrwürdige Minolta XD-7 sah von den Bedienungselementen ganz ähnlich aus, auch wenn sie eine gänzlich andere Kamera war. Vom Gefühl und vom Herzen her fühlte ich mich irgendwie „zuhause“ mit dieser M9. Mehr als ich es von meinen hocheffizienten Kameracomputern heute gewohnt war und bin.
– Der 2. Teil wird am Freitag, 27. August 2010 hier veröffentlicht –

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Berufsfotografie und freies Fotografieren

Professionell fotografieren heißt fast immer: Fotografieren im Auftrag. Privat- oder Geschäftskunden, Agenturen oder Kommunikationsabteilungen sind diejenigen, die den Auftrag formulieren, ein Briefing erteilen und am Schluss die Rechnung bezahlen. Beruflich fotografieren ist daher in wesentlichen Elementen fremdbestimmt. Der Kunde entscheidet über Motive und Inhalte, und der Kunde entscheidet darüber, ob am Ende des Tages ein Lob oder ein Tadel steht. Qualität, Ästhetik und Wirksamkeit der Fotografien wird damit ganz selbstverständlich auch für den Kunden gemacht und der Fotograf unternimmt alles, um seine Bilder auf die maximale Wirkung im Kundensinne hin zu optimieren.
Der Fotograf wird gebraucht, um diese Vorstellungen umzusetzen – und auch um das Quäntchen Besonderheit, das Quentchen „Kreativität“ seiner Persönlichkeit mit in die Produktion einfließen zu lassen. Denn ohne diese künstlerische und ästhetische Qualität geht es nicht, zumindest nicht bei höherwertigen Produktionen.
Profession vs. Passion
Damit ist eigentlich auch schon ein tiefer innerer Widerspruch im Beruf des professionellen Fotografens angesprochen: er ist einerseits ein technischer und inhaltlicher Problemlöser und Produzent von Bildern, andererseits spielt das Kreative und Künstlerische eine nicht unwichtige Rolle, denn ohne dieses Element bleibt er ein reiner Techniker, seine Bildsprache würde nicht erkennbar und sein Marktwert stagnierte aus genau diesem Grund.
 Viele Berufsfotografen, insbesondere und gerade dann, wenn sie erfolgreich und gut gebucht sind, beschränken sich dennoch auf ihre professionelle Rolle und fotografieren kaum oder nie außerhalb ihres beruflichen Lebens. Oft ist dem auch ein schleichender Prozess vorausgegangen, der die freien Arbeiten oder das Fotografieren aus purem Vergnügen im Verlaufe der beruflichen Entwicklung bei zunehmendem Erfolg nach und nach verdrängt hat. Fast ohne es zu bemerken, wird so aus einem Fotografen, der seine kreativen Impulse und Ideen munter pflegt, einer, der Freitag Abend seine Fotografierleidenschaft an die Garderobe hängt und sie erst am Montag Morgen wieder herauskramt.

Barcelona I, Foto: Christian Ahrens

Barcelona I, Foto: Christian Ahrens

Und es ist ja auch wirklich so: Wenn unter der Woche zwei oder gar drei Produktionen laufen, mit Vorbereitung, Produktion, Nachbereitung, Aufbereitung der Bilder, Abliefern der Datenträger usw. usf. hat man eine gut gefüllte und anstrengende Woche. Da ist man froh, wenn am Freitag Abend das letzt Bild gemacht und die Blitzanlage wieder im Kofferraum verstaut ist. Dann am Wochenende noch mal loszuziehen, vielleicht zu den Wurzeln seiner kreativen Arbeit oder zu einem freien Projekt? Das kostet Kraft und Überwindung. Ist es aber auch notwendig?
Batterien aufladen
Das soll nicht heißen, dass man rein berufliche Fotografie nicht auch mit Passion leisten könnte. Ganz im Gegenteil, man sollte sie definitiv mit Leidenschaft und großem Einsatz für das gewählte Sujet betreiben. Doch besteht dennoch ein substantieller Unterschied zwischen einem freien Projekt oder selbstbestimmtem Fotografieren und der beruflichen Fotografie im Auftrag.
Bei ersteren fallen die hier skizzierten Beschränkungen der Auftragsfotografie einfach weg. Inhalt, Form, Ästhetik, technische Umsetzung, Ausarbeitung und Präsentation der frei fotografierten Motive unterliegen vollständig dem eigenen Ermessen, Anspruch und Geschmack. Es steht einem weiterhin frei, diese Arbeiten einfach nur für sich oder auch für eine Öffentlichkeit (Ausstellung, Veröffentlichung) zu planen. Die Motivation kann vielfältig sein: freies Fotografieren als Erholung, freies Fotografieren als Möglichkeit, seine Skills, seinen Stil und seine Ausdrucksfähigkeit zu entwickeln und zu schärfen, freies Fotografieren, um Themen zu bearbeiten, für die einfach keine Honorare zu erzielen sind, die einem aber wichtig sind. Und so weiter und so fort.
Freies Fotografieren entspannt. Es geschieht aus einer ungezwungenen Haltung heraus, es ist Frei-Zeit, Spiel – und macht Freude. Jeder kreative Fotograf trägt Themen mit sich herum, die er im Auftrag einfach nicht umsetzen kann. Da ist es ein Genuss, hin und wieder ein Bild oder eine Serie zu fotografieren, die sich diesem Thema nähert. Dies muss noch nicht einmal mit dem Anspruch geschehen, veröffentlichungsreife Ergebnisse zu produzieren.

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Ich empfinde diese Form des freien Fotografierens jedenfalls als eine Chance, meine Begeisterung für die Fotografie insgesamt am Leben zu erhalten, zu vitalisieren. Es bringt Spannung und frische Neugier zurück und macht einfach Lust, immer weiter fotografisch aktiv zu bleiben. Da ist es kein Widerspruch, dass mich als Corporate- und Industriefotograf auch in meiner Freizeit Fabrikanlagen und Gewerbegebiete mit ihrer speziellen Stimmung und Atmosphäre reizen. „Shoot what you love“, sagt auch der großartige Joe McNally.
Das freie Projekt
Die anspruchsvollere Version des freien Fotografierens ist ein fotografisches Projekt, zum Beispiel, um ein bestimmtes Thema zu bearbeiten, um eine Ausstellung zu produzieren oder um die Inhalte für ein Buch zu schaffen. Hier liegen die Dinge ein wenig anders: auch wenn das Thema frei gewählt ist, geht es in diesem Kontext sehr schnell darum, einen Anspruch zu erfüllen, vor den Augen eines Publikums bestehen zu wollen und möglichst Bestleistung zu erbringen.

Barcelona III, Foto: Christian Ahrens

Barcelona III, Foto: Christian Ahrens

Ein freies Projekt ist, wie Fotografen-Consultant Martina Mettner schreibt, „eine Möglichkeit als Fotograf über sich selbst hinauszuwachsen“. Damit werden Grenzen verschoben, Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet und Ziele erreicht, die zu Beginn des Projektes vielleicht als unerreichbar angesehen wurden. Was ein freies Projekt für Fotografierende bedeuten kann, kann man in Mettners Buch „Wie man ein großartiger Fotograf wird“ detailliert nachlesen. Auch wenn dieses kluge und absolut lesenswerte Werk sich nicht vordringlich an Berufsfotografen wendet, bietet es zahlreiche Anregungen und Hinweise, seine eigene Fotografie auf ein neues Level zu bringen und seine Möglichkeiten im Rahmen eines freien Projektes zu entfalten.
The truth is in the print
Doch zurück zu den kleineren Brötchen. Als mir vor einigen Monaten klar wurde (nicht zuletzt unter dem Eindruck von Martina Mettner’s Buch), wie wichtig das Thema eigentlich ist, habe ich alle Bilder durchgeschaut, die ich 2009 als frei Fotografierender gemacht habe. Es waren bedauerlicherweise erstaunlich wenige. Einiges ist auf Reisen entstanden, manches an freien Nachmittagen oder Wochenendstunden, die ich nur für mich und mein Fotografieren genutzt habe. Ich versuchte, herauszufiltern, was davon Bestand hat. Und der beste Weg dafür erschien mir der zu sein, die gültigen Bilder als hochwertigen Print zu realisieren und anschließend vom Buchbinder zu einem kleinen Buch mit Auflage 1 umsetzen zu lassen.

Barcelona IV, Foto: Christian Ahrens

Barcelona IV, Foto: Christian Ahrens

Für den Druck entschied ich mich, die ausgewählten Fotografien in einem bestimmten Layout, mit Ortsangabe und Datumsstempel versehen, auf hochwertiges Hahnemühle FineArt Pearl zu drucken. Und so entstand im Laufe eines Wochenendes Blatt für Blatt eine Art visuelles Tagebuch, perfekt gedruckt auf einem haptisch wie optisch edlem Papier und streng aber rein subjektiv selektiert. Übrig geblieben sind gerade mal knapp 30 Prints aus einem ganzen Jahr, ein kleiner Stapel im Format 24 x 33 cm (ein halbes A3+).
Wenn ich das Ergebnis betrachte, freue ich mich. Die Konzentration auf die wenigen Fotografien, die hochwertige Ausarbeitung, das finale Buch, das daraus geworden ist – das ist etwas Besonderes für mich. Es ist nur ein kleines Werk entstanden, aber es steckt sehr viel darin. Und macht mir persönlich und ganz individuell einmal mehr bewusst, was es bedeutet und wie großartig es ist, Fotograf zu sein.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf www.fotografr.de erschienen.
Vielen Dank an Michael Kirchner, www.omori.de